Als nordseegermanische Sprachen (oder ingwäonische Sprachen) werden in der Sprachwissenschaft verschiedene germanische Varietäten bezeichnet, die um die Mitte des ersten Jahrhunderts im Nordseegebiet verbreitet waren und gemeinsame Merkmale aufwiesen. Als Abkömmlinge dieser Varietäten gelten das Friesische, das Niedersächsische und das Altenglische bzw. Englische, die dementsprechend auch heute häufig noch als Nordseegermanisch klassifiziert werden. Auch das Niederfränkische bzw. Niederländische wird manchmal hierzu gerechnet. Typische nordseegermanische Merkmale, sogenannte „Ingwäonismen“, sind vor allem im Friesischen und Englischen zu finden. Das Niedersächsische hat durch die frühe Anbindung an das Fränkische bzw. Hochdeutsche viele nordseegermanische Charakteristika eingebüßt.[1]